3.3.1

Hitze- und Dürrevorsorge

Bodenwasserhaushalt zur Grundwasseranreicherung stärken und Verdunstung erhöhen

Maßnahmenart

Funktionale Entsiegelung

Maßnahmengruppe

Entsiegelung +: Optimierung von Bodenfunktionen

Kurzbeschreibung und
Voraussetzungen

Luft- und wasserundurchlässige Flächen wie Beton und Asphalt können kein Wasser verdunsten und haben somit auch keine kühlenden Effekte für das Stadtklima. Wenn die Sonneneinstrahlung auf unversiegelte oder teilversiegelte Flächen mit Bewuchs (z.B. Grünflächen oder Rasengittersteine) trifft, wird über die Verdunstung der Pflanzen oder des Bodens Energie verbraucht und in latente Energie umgesetzt. Der Stadtraum wird dadurch geringer aufgeheizt. Die Kühlleistung steht dabei im direkten Zusammenhang mit der Verfügbarkeit von Wasser. Angesichts des Klimawandels und längerer Hitzeperioden gewinnt die Speicherung von Regenwasser und die Förderung von Kühlungsleistungen durch Transpirationsverdunstung eine sehr große Bedeutung. Um das Stadtklima durch eine wasserbewusste Stadtentwicklung zu verbessern, eignen sich Maßnahmen wie Versickerungsflächen, Mulden, Mulden-Rigolen-Systeme oder Verdunstungsbeete.

Die Flächenversickerung mit Bewuchs ähnelt am meisten der natürlichen Versickerung. Hierbei erfolgt die direkte, flächige Versickerung ohne Zwischenspeicherung. Die Versickerungsfläche kann Rasen, Terrassen, Höfe oder Verkehrsflächen umfassen, sofern der Belag wasser- und luftdurchlässig ist. In Versickerungsmulden oder Versickerungsbeeten wird das Regenwasser kurzzeitig oberirdisch gespeichert, um es dann verzögert versickern zu lassen. Die Versickerungsmulden und -beete sollten dauerhaft begrünt sein, damit beim Versickern des Regenwassers durch den belebten Oberboden dessen Selbstreinigungskraft genutzt wird. Bei begrenzten Flächen und eingeschränkt versickerungsfähigen Böden werden Versickerungsmulden und -beete mit unterirdischen Wasserspeichern (Rigolen) kombiniert. Neben der Versickerung über die belebte Bodenschicht, kann die Zuleitung des Regenwassers auch über Versickerungsschächte erfolgen. Voraussetzung für die Versickerung des Niederschlagswassers ist, dass es nicht zu stark verschmutzt ist oder gegebenenfalls vorgereinigt wird.

Mit der Versickerung des Regenwassers wird der Bodenwasserhaushalt gestärkt und somit die Verdunstungsrate an heißen Sommertagen erhöht. Die Aufenthaltsqualität wird insbesondere an Hitze-Hotspots verbessert.

Für die Anreicherung des Bodenwasserhaushalts kann das Regenwasser von versiegelten Flächen genutzt werden. In der Regel werden in Abhängigkeit zur Versickerungsfähigkeit des Bodens ca. 15 bis 20 % der versiegelten Flächen benötigt, um das  Niederschlagswasser am Ort zu verdunsten und zu versickern. Die Flächen sollten in der Regel ortsnah im Straßenraum, auf Plätzen oder Stellplatzanlagen in die Gesamtgestaltung integriert werden. Besonders bedeutsam sind die hoch verdichteten Gebiete, die besonders stark unter Hitze- und Trockenstress leiden. Bei der Standortwahl ist darauf zu achten, dass sich keine Altlasten im Boden befinden bzw. diese saniert werden müssen, kein belastetes Wasser versickert bzw. dies vorgereinigt wird und der unterirdische Raum frei von Versiegelungen ist.

Für die Hitze- und Dürrevorsorge ist es in erster Linie vorteilhaft, Flächen vollständig oder teilweise zu entsiegeln (1; 2) und wenn Regenwasser von versiegelten Flächen zur Stärkung des Bodenwasserhaushalts verwendet wird (3.2.2).

Klimaschutz und Klimaanpassung:
• Regenwasser versickern
• Wasser verdunsten
• Kühle Orte schaffen
• Natürliche Bodenfunktion herstellen

Biologische Vielfalt:
• Lebensräume schaffen und sichern
• Wuchsbedingungen ermöglichen

Lebensqualität:
• Schaffung von Klimakomfortplätzen, bspw. Kühlung durch Verdunstung

Da die Kosten für die Hitze- und Dürrevorsorge sehr stark von den ortsspezifischen Voraussetzungen und Gegebenheiten abhängig sind, können keine verlässlichen Einheitspreise angegeben werden.

Kostenrelevante Positionen:
• Entfernung von Versiegelung, Fundamenten, Leitungen, Abtransport/Recycling in Abhängigkeit der Bodenqualität/Belastung
• Zuleitung im freien Gefälle (ggf. Veränderungen der Höhen, Entfernung von Borden, Herstellung von Durchlässen) oder unterirdische Zuleitung, ggf. Maßnahmen zur Vorreinigung
• Bei Einbau von weiteren Rigolen steigen die Kosten der Bodenentnahme entsprechend dem Rigolenvolumen
• Einbau der Rigolen (Kosten in Abhängigkeit der Ausführung)
• Einbau Oberboden / Modellierung der Mulden/ als Rasenansaat / Fertigstellungs- und Entwicklungspflege

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