3.1.1

Intensivbegrünung von Dächern und unterbauten Flächen

Maßnahmenart

Funktionale Entsiegelung

Maßnahmengruppe

Herstellung von Bodenfunktionen auf versiegelten Flächen

Kurzbeschreibung und
Voraussetzungen

Die Intensivbegrünung von Dächern und unterbauten Flächen ist eine mehrschichtige Form der Dachbegrünung, die auch als Dachgärten bezeichnet wird. Sie ist häufig auf den Dächern von Tiefgaragen oder Unterkellerungen zu finden. Ihre hohe Pflanzen- und Strukturvielfalt kann sie zu bedeutenden Orten für Biodiversität im städtischen Raum, verbunden mit hoher Aufenthaltsqualität machen.

Für die Anlage eines intensiv begrünten Dachs erfolgt ein spezieller mehrschichtiger Aufbau. Dieser besteht aus einer Trennlage aus Vliesmaterial, die die Dachkonstruktion von dem Dachaufbau trennt, einer Wurzelschutzfolie und einer Drainageschicht aus Schüttgut (Kies, Bims oder Dränplatten).

Der Schichtaufbau eines intensiv begrünten Flachdachs eines Gebäudes misst zwischen 25 cm und 40 cm. Einzelne Bereiche, vergleichbar mit Hochbeeten, können einen Aufbau von etwa 100 cm haben. Auf Tiefgaragen mit weitergehenden Freiraumfunktionen sollte der Aufbau mindestens 80 cm bis 100 cm betragen. Durch den mächtigen Substrataufbau kann der Wasserrückhalt so hoch sein, dass die Dächer teilweise als abflusslos bezeichnet werden können.

Intensivdächer können auch als Biodiversitätsdächer angelegt werden, indem unterschiedliche Bodensubstrate (lehmig, sandig, kiesig, humos) in unterschiedlichen Schichtstärken eingebaut und mit Strukturelementen (Totholz, Steinschüttung) angereichert werden. 

Grundsätzlich sind alle Flachdächer bis zu einer Neigung von 10 Grad für eine Begrünung geeignet. Darüber hinaus werden Schubsicherungssysteme erforderlich, um die Substrate zu halten. Wesentliches Kriterium für die Umsetzung ist die statische Auslegung der Dächer. Im Neubau können die notwendigen Tragfähigkeiten mit geplant werden. Im Bestand sind die Möglichkeiten eingeschränkter. Jedoch können bei begrenzten Tragfähigkeiten auf bestehenden Dächern im Bereich von tragenden Wänden punktuelle oder streifig angelegte Begrünungen durchgeführt werden.
Tiefgaragen sind häufig für Feuerwehrfahrzeuge ausgelegt, so das Lasten bereits eingeplant wurden.
Wenn Dächer für eine intensive Begrünung nicht geeignet sind, können auch extensive Begrünungen eine Option sein. 

Die Herstellung von Dächern mit Intensivbegrünung kann im Hochbau sinnvoll mit der Bepflanzung von Fassaden kombiniert werden (3.1.5; 3.1.6).

Weitere Synergien entstehen, wenn Gründächer auch in Kombination mit der Dachnutzung zur Energieerzeugung mittels Solarmodulen genutzt werden. So trägt die Vegetationsdecke dazu bei, dass sich die Dachfläche nicht übermäßig erhitzt und damit die Effektivität der Solarmodule erhalten bleibt. Da bei Intensivdächern die Vegetationsentwicklung unter den Solarmodulen relativ stark und der Pflegeaufwand relativ hoch ist, bietet sich die Kombination mit Solarmodulen jedoch eher bei den extensiven Dachbegrünungen mit Substratstärken um 10 cm an. 

Klimaschutz und Klimaanpassung:
• Regenwasser versickern
• Wasser verdunsten
• Kühle Orte schaffen
• Natürliche Bodenfunktion herstellen

Biologische Vielfalt:
• Wuchsbedingungen ermöglichen
• Lebensräume schaffen und sichern

Lebensqualität:
• Schaffung von Klimakomfortplätzen,
bspw. Kühlung durch Verdunstung

• Investitionskosten: etwa 60 € bis 150 €/m².
• Pflege und Unterhaltung: etwa 2,50 € bis 4,00 €/m² im Jahr.

Hinweis: Die Herstellungs-, Pflege- und Unterhaltungskosten können stark variieren und sind abhängig von der Bestandssituation sowie der gewünschten Begrünungs- und Nutzform. Abweichende Kosten wie die Integration von Schubsicherungssystemen sind nicht berücksichtigt.[1]

Um ein eigenes Projekt zu berechnen, kann der RegenRechner der Berliner Regenwasseragentur genutzt werden: https://regenwasseragentur.berlin/kosten-regenwasserbewirtschaftung-berechnen/?measure=gruendach

Die Kosten können sich beispielsweise aufgrund von Steuer- und Abgabesätzen je nach Stadt und Bundesland unterscheiden. Für die Kostenermittlung in Mannheim (Baden-Württemberg) wird ein Aufschlag von etwa 10 % vorgeschlagen.

[1] https://www.hamburg.de/gruendach/faq/4419500/was-kostet-ein-gruendach/

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