3.1.4
Anlage eines blau-grünen Retentionsdachs
Maßnahmenart
Funktionale Entsiegelung
Maßnahmengruppe
Herstellung von Bodenfunktionen auf versiegelten Flächen
Kurzbeschreibung und
Voraussetzungen
Blau-grüne Retentionsdächer vereinen die Vorteile speicherfähiger blauer Retentionsdächer mit den Vorzügen strukturreicher Gründächer. Das in den Hohlkörpern der Wasserretentionsboxen gespeicherte Niederschlagswasser kann sowohl dem gebäudeinternen Wasserkreislauf zugeführt werden als auch über Kapillarbrücken zu den Pflanzenwurzeln gelangen. Diese enge Verzahnung von technischem Wasserrückhalt und Begrünung ermöglicht eine hohe Funktionalität des blau-grünen Retentionsdachs, beispielsweise indem Regenwasser zurückgehalten wird und dieses auch in längeren Trockenperioden pflanzenverfügbar ist. Zudem haben die Dachbegrünungssubstrate und insbesondere die darauf wachsenden Pflanzen wie Gräser ein hohes Verdunstungspotenzial, weshalb blau-grüne Retentionsdächer aufgrund ihres langfristigen Wassereinstaus zur Wasserbevorratung auch Verdunstungsdächer genannt werden.
Bei blau-grünen Dächern (Retentionsdächer) werden anstelle der Drainageschicht Speicherelemente eingebaut, um das Regenwasser über einen längeren Zeitraum zurückzuhalten. Dadurch wird die Wasserversorgung der Vegetation verbessert und die Verdunstung gesteigert. Abschließend wird eine mindestens 15 cm dicke Schicht spezieller Systemerde aufgetragen, die als Substrat für Stauden und Gehölze dient. Das Volumen des aufgeschütteten Substrats steigt dabei mit dem Anspruch und der Komplexität der verwendeten Pflanzen und Gehölzstrukturen.
Potenziale für Retentionsdächer finden sich in Mannheim in den Strukturtypen Wohnbebauung, Industrie- und Gewerbeflächen, Verkehrsflächen- und Mobilität sowie Gemeinbedarf und Freiraum, sofern das Dach die höhere Traglast infolge der Wasserspeicherung aushält. Diese Dächer müssen insofern eine höhere Tragfähigkeit aufweisen, als Dächer mit einer Extensivbegrünung.
Für einen längerfristigen Einstau (länger als 24 Stunden) sind Warmdächer geeignet. Umkehrdächer müssen hingegen nach 24 Stunden entwässert sein.
Die Herstellung von Retentionsdächern kann sinnvoll mit der Bepflanzung von Fassaden kombiniert werden (3.1.5; 3.1.6). Besonders eignet sich die Kombination von blauen Retentionsdächern mit der troggebundenen Fassadenbegrünungen (3.1.6), da das zurückgehaltene Regenwasser von den Dächern zur Bewässerung der Systeme an der Fassade genutzt werden kann. Das zurückgehaltene Regenwasser kann zudem zur Hitze- und Dürrevorsorge genutzt werden, indem es zur Bewässerung der umliegenden Vegetationsflächen fungiert (3.4.1). Weitere Synergien entstehen, wenn Gründächer auch in Kombination mit der Dachnutzung zur Energieerzeugung mittels Solarmodulen genutzt werden. So trägt die Vegetationsdecke dazu bei, dass sich die Dachfläche nicht übermäßig erhitzt und damit die Effektivität der Solarmodule erhalten bleibt.
Klimaschutz und Klimaanpassung:
• Wasser verdunsten
• Retentionsfähigkeit und -kapazität verbessern
Biologische Vielfalt:
• Lebensräume schaffen und sichern
• Investitionskosten: etwa 55 €/m².
• Pflege und Unterhaltung: etwa 0,09 €/m² im Jahr.
Hinweis: Die Herstellungs-, Pflege- und Unterhaltungskosten können stark variieren und sind abhängig von der Bestandssituation sowie der gewünschten Begrünungs- und Nutzungsform. Abweichende Kosten wie die Integration von Schubsicherungssystemen sind nicht berücksichtigt.[1]
Um ein eigenes Projekt zu berechnen, kann der RegenRechner der Berliner Regenwasseragentur genutzt werden: https://regenwasseragentur.berlin/kosten-regenwasserbewirtschaftung-berechnen/?measure=gruendach
Die Kosten können sich beispielsweise aufgrund von Steuer- und Abgabesätzen je nach Stadt und Bundesland unterscheiden. Für die Kostenermittlung in Mannheim (Baden-Württemberg) wird ein Aufschlag von etwa 10 % vorgeschlagen.
[1] https://regenwasseragentur.berlin/kosten-regenwasserbewirtschaftung-berechnen/?measure=gruendach